Turmwanderweg: Vier mal hoch hinaus

Blick vom Schanzenturm auf die bunten Wälder Bad Freienwaldes

Bad Freienwalde: Die Vier Türme. Auch so hätte der Titel heißen können, den Fans der Herr der Ringe-Trilogie sicherlich wiedererkennen. Glücklicherweise handelt es sich bei den vier Türmen in Bad Freienwalde nicht um eine Allianz finsterer Zauberer, sondern um fantastisch verzaubernde Aussichtspunkte. Der Turmwanderweg ist eine herrliche Möglichkeit, die bis zu 160 Meter Höhenunterschied am Rande der Barnimhochfläche und dem Oderbruch kennenzulernen. Wer alle vier Türme besteigt, erwirbt das Turmdiplom.


Man könnte meinen, Brandenburg bestünde ausschließlich aus Seen. Bei über 3000 an der Zahl ist diese Sichtweise auch nicht falsch, aber es gibt noch mehr. Auf der einen Seite gibt es den Hohen Fläming im Südwesten Brandenburgs, der mit einem Augenzwinkern den Beinamen „kleinstes Mittelgebirge Deutschlands“ trägt. Auf der geographisch anderen Seite, nahe der Grenze zu Polen, endet die Barnimer Hochfläche bei Bad Freienwalde abrupt im Oderbruch.

Obwohl ich im Landkreis Märkisch-Oderland aufgewachsen bin, kann ich mich nicht daran erinnern, einmal hier gewesen zu sein. Nur einmal, in diesem Jahr, fuhr ich bis hierher. Auf meiner Bikepacking-Tour quer durch den Landkreis war der Aussichtsturm eine kurze Zwischenrast. Schon damals dachte ich mir: Ich muss hierher zurück!

An keinem Ort in Brandenburg kannst du solch ein steiles Gelände beobachten und erleben. Auf den gerade einmal 13 Kilometern, die ich dir auf Komoot als GPS-Track angelegt habe, legst du immerhin 500 Höhenmeter und hunderte Turmstufen zurück. Warum ich allerdings nicht ganz den aufgezeigten GPS-Track am letzten Oktobertag dieses verrückten Corona-Jahres gewählt habe, erfährst du, wenn du weiterliest.

Aber nicht nur in Bad Freienwalde gibt es einige Höhenmeter. Etwas weiter südlich lockt der Naturpark Märkische Schweiz mit seinem idyllischen Buckow zu einer Tagestour ein.

Lies mehr über meine Wanderung in der Märkischen Schweiz
Waldreiche Ausläufer der Barnimer Hochfläche gesehen vom Bismarckturm auf dem Turmwanderweg
Waldreiche Ausläufer der Barnimer Hochfläche hinein in den Oderbruch

Der Turmwanderweg und das Turmdiplom

Der Bismarckturm und die Malche

Es ist Corona-Zeit und somit für meine Begleitung und mich klar, dass wir nicht mit dem ÖPNV anreisen – so sehr ich das auch bevorzuge! Der Turmwanderweg ist keine abschließende Runde, sodass wir im Norden mit dem Bismarckturm beginnen. Wir fahren also mit dem fahrbaren Untersatz bis zur Bad Freienwalder Malche, einem kleinen Tal im Norden.

In der Malche begrüßen uns eine kleine Kirche und mehrere Gästehäuser für Seminare, Gruppen und Schulklassen. Es ist ein schöner, gepflegter Ort – an diesem Herbsttag umringt von bunt gefärbten, waldigen Hügeln. Um zum Bismarckturm zu gelangen, durchqueren wir die Malche und steigen den bunten Wall empor, bis uns bereits der Bismarckturm begrüßt. Für 6€ erhalten wir eine Stempelkarte und somit den Zutritt zu den vier Türmen. Wenn wir vier Stempel sammeln und diese in der Touristeninformation einreichen, bekommen wir sogar das Turm-Diplom!

Seit der Reichsgründung 1871 verfolgten viele Initiativen das Ziel, Bismarcktürme zu errichten. Von den 240 Bismarcktürmen und -säulen stehen heute noch 173 Bauwerke – und das nicht nur in Deutschland.

Schau dir am besten mal den Wikipedia-Eintrag dazu an.

Zurück zum Bismarckturm, der mit seinen Zinnen wie eine mittelalterliche Befestigung wirkt. Auf 28 Metern Höhe bietet er mir und meiner Wanderpartnerin einen tollen Ausblick in den bunten Herbstwald und auf das flache Oderland. Markant endet der bewaldete Höhenzug urplötzlich an der landwirtschaftlich geprägten Kante des Oderbuchs.

Waldreiche Ausläufer der Barnimer Hochfläche gesehen vom Bismarckturm auf dem Turmwanderweg
Blick vom Bad Freienwalder Bismarckturm Richtung Norden. Schön erkennt man hier den Übergang der bewaldeten Barnimer Hochfläche in das landwirtschaftlich genutzte Oderbruch.

An diesem Punkt gehen wir bereits wieder zurück zum Auto. Der Turmwanderweg ist kein Rundweg und deshalb fahren wir vom Bismarckturm/Malche mit dem Auto wieder ein Stück hinein in die Stadt, um dort den Weg zu den drei anderen Türmen fortzusetzen. Schau dir doch am besten die Karte und Erklärung zur Anfahrt weiter unten an.

Thüringer Blick, Eulenturm und eine besondere Geschichte

Von unserem neuen Parkplatz gegenüber der Grundschule Käthe Kollwitz geht es zunächst zum Thüringer Blick. Thüringen? Das liegt manchmal doch näher als man denkt. Wer in Bad Freienwalde so gar keinen Turm besteigt, hat mit diesem Aussichtspunkt einen ebenbürtigen Kandidaten gefunden. Weit schweift der Blick über das an das Mittelgebirge erinnernde Gelände. Mehrere Sitzbänke und ein überdachter Pavillon laden zum Verweilen ein.

Thüringer Blick: gefühltes Mittelgebirge in Brandenburg
Thüringer Blick: Das ist gefühltes Mittelgebirge in Brandenburg.

Unsere Wanderung geht weiter im Auf und Ab und es kommen erste Häuser in Sicht. Wo soll hier nur ein zweiter Turm versteckt sein? Und warum in aller Welt nennt man diesen Turm Eulenturm? Nein, das hat nichts mit dort lebenden Eulen zu tun, sondern mit einer Erfindung! Als eine von eher wenigen Erfindungen aus der DDR wurde die schwarze Naturschutz-Eule auf fünfeckigem gelbem Grund eine große Sache!

Kurt und Erna Kretschmann aus Bad Freienwalde verteilten mit Freunden zwischen 1950 und 1954 tausende dieser Schilder in der DDR. An ihrer Wirkungsstätte steht heute das Haus der Naturschutzpflege – inklusive Garten und eben dem Eulenturm. Der Blick vom inzwischen modernisierten Holzturm ragt durch den Grund hinein ins Oderbruch.

Naturschutzeule
Eine schwarze Eule auf fünfeckigem gelben Grund kennzeichnet seit 1954 auf dem Gebiet der ehemaligen DDR und seit 1990 teils abgewandelt in der gesamten Republik schützenswerte Bäume, Biotope und Landschaften. Foto: Imago stock&people
Blick vom Eulenturm in den Oderbruch auf dem Turmwanderweg
Blick vom Eulenturm Richtung Oderbruch

Skispringen in Brandenburg: Der Schanzenturm

Bereits auf dem Eulenturm kündigt es sich an: Da ist etwas los! Die Stimme eines Sprechers schallt durch das Tal. Wir folgen den Schallwellen eine Hauptstraße hinauf, steigen durch einen Wald hinab. Vor uns erstreckt sich nun der Papengrund mit seinem Jahn-Stadion und einer Skisprunganlage. Hier unten im Tal sieht die größte Schanze der vier echt beeindruckend aus. Auch trotz des einsetzenden Regens.

Die größte Schanze ist zugleich der dritte Turm im Bunde des Turmwanderwegs. Er ist gleichzeitig auch der Eigentümlichste unter ihnen. In Bad Freienwalde wird seit bald 100 Jahren mit Skiern von Türmen gesprungen und damit ist Bad Freienwalde das nördlichste Skisprunggebiet der Republik. Das hätten wohl die meisten Wanderer in Brandenburg nicht erwartet.

Deutschlands nördlichste Skisprunganlage steht in Bad Freienwalde
Deutschlands nördlichste Skisprunganlage steht in Bad Freienwalde. Die höchste Schanze der Ski-Arena Bad Freienwalde ist die Helmut-Recknagel-Schanze.
Der Schanzenturm auf dem Turmwanderweg
Blick vom Schanzenturm auf die bunten Wälder Bad Freienwaldes

Der Aussichtsturm von Bad Freienwalde

Gleich hinter dem Sportplatz führt uns der Turmwanderweg wieder hinein in den Wald. Besonders hohe Bäume mit ihren bunten Blätterkleidern schaffen eine wunderschöne Waldatmosphäre. In völliger Ruhe genießen wir den Abstieg in einen herbstfarbenen Grund. Es ist angenehm kühl und es wird auch langsam dunkler. Die Tage werden immer kürzer.

Im Rosengarten, Bad Freienwalde
Tief unten im Grund des Rosengartens herrscht eine fantastische Waldatmosphäre

Der Turmwanderweg schlängelt sich aus dem Grund wieder hinauf. Viele Treppen müssen wir überwinden, um eine kleine Kapelle zu erreichen. Die letzten Stufen lassen uns noch einmal die für Brandenburger Verhältnisse kaum vorstellbaren Höhenmeter spüren. Nach mehr als einer halben Stunde erreichen wir schlussendlich den Aussichtsturm hoch über Bad Freienwalde, gerade noch rechtzeitig!

Der leichte Regen, der am Schanzenturm eingesetzt hatte, hat sich verzogen. Dafür liegt nun Bad Freienwalde unter einer nebligen Dunstglocke. Der Blick geht kaum über die Stadtgrenze hinaus, aber auch dieser Anblick versetzt mich und meine Wandergenossin in gute Stimmung. Wir holen uns den letzten Stempel unseres Turmdiploms ab. Leider hat die Touristeninformation Ende Oktober bei unserem Eintreffen nach 17 Uhr schon zu, sodass wir wohl doch „nur“ mit der vollgestempelten Turmstempelkarte vorlieb nehmen müssen. Egal! Es war richtig schön, draußen unterwegs zu sein.

Der Aussichtsturm auf dem Turmwanderweg
Bad Freienwalde im Oktoberregen vom Ausblicksturm aus gesehen

Weitere Ausflüge bei Bad Freienwalde

Eine Wanderung zum Baasee

Auf seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg lehnte sich Theodor Fontane auch an das Ufer des Baasees. Zwei alte Legenden ranken sich um diesen geheimnisvollen zu- und abflusslosen See, der aus einem zurückgebliebenen Toteisblock der letzten Eiszeit entstand. Das Ziel ist äußerst beliebt, führt der Weg doch tief hinein in die Wälder. Was sich genau hinter den Legenden versteckt, erfährst du in der Waldschenke donnerstags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr. Das wäre doch ein tolles Ziel in Verbindung mit einem Skipsrungwettbewerb?

Skispringen: Sportliche Weiten im ganzen Jahr

Egal welche Jahreszeit: In Bad Freienwalde fliegt immer irgendwer. Die vier Schanzen werden ganzjährig für Trainings und Wettkämpfe genutzt, aber einen besonderen Reiz gibt es bestimmt im Winter. Am besten schaust du auf der Seite des WSV vorbei. Vielleicht gibt es ja bald ein Turnier? Die Sprünge finden meist am Vormittag statt.

Das Haus der Naturpflege und seine berühmte Eule

Für meinen nächsten Besuch möchte ich noch unbedingt zum Haus der Naturpflege. Während unseres Besuches wurde das Museum aufgrund der Pandemie leider geschlossen, aber alleine der große Garten ist eine Augenweide. Beim nächsten Besuch möchte ich jedenfalls mehr über die Entstehung der Naturschutz-Eule in Erfahrung bringen. Ich bin mir sicher, dass das auch ein lohnenswertes Familienziel ist. Das Haus ist ebenfalls ein geeigneter Startpunkt für einen verkürzten Turmwanderweg.

Gartenanlage des Hauses der Naturpflege
Gartenanlage des Hauses der Naturpflege entlang des Turmwanderwegs

Oderbruch Museum Altranft

Wer auf dem Ostberliner Ring fährt, sieht es gerne mal an sich vorbeiziehen: Das braune Hinweisschild (touristische Unterrichtungstafel) für das Freilichtmuseum Altranft. Inzwischen heißt es Oderbruch Museum Altranft und bietet seinen Besuchern wenige Kilometer südlich von Bad Freienwalde einen spannenden Einblick in die Kulturlandschaft. Im Schloss und Landschaftspark Altranft beginnt die Reise durch die besondere Topografie des Oderbruchs.

Schiffshebewerk Niederfinow

Neben dem BER hatte Brandenburg im vergangenen Jahrzehnt noch eine weitere Großbaustelle: Das Schiffshebewerk Niederfinow nördlich von Bad Freienwalde. Seit den Dreißiger Jahren steht hier ein genieteter Stahlkoloss, um Schiffe 34 Meter nach oben oder unten zu chauffieren und so Oder und Havel miteinander zu verbinden. Laut Schweriner Zeitung besuchen immerhin 250.000 Touristen den alten Bau, neben den nun der Neue gesetzt wurde. Es gibt also gleich zwei Bauten und Aussichten zu bewundern!

Schiffshebewerk Niederfinow
Das Schiffshebewerk Niederfinow aus der Vogelperspektive im Sommer 2020. Links das neue und rechts das alte Hebewerk. Bild: Bundesanstalt für Wasserbau Brandenburg

Wie komme ich nach Bad Freienwalde?

Bevor du dir Gedanken darüber machst, wie du nach Bad Freienwalde kommst, solltest du dir sicher sein, was du erleben möchtest. Willst du nur in der Stadt das Museum besuchen oder lediglich das Schloss Freienwalde? Reicht dir auch nur der Aussichtsturm? Dann ist es eigentlich recht einfach. Möchtest du jedoch den gesamten Turmwanderweg laufen und das Turmdiplom erwerben, lies jetzt weiter:

Der Turmwanderweg ist kein Rundweg – siehe meine Beschreibung weiter oben! Wenn du nicht mit dem Auto anreist, empfehle ich dir, in der Fahrinfo des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg nach den Abfahrten an der Busstation „Malche, Bad Freienwalde“ zu schauen. Dieses kleine Tal liegt nur fünf Gehminuten vom Bismarckturm entfernt. Wenn du nicht den Bus nimmst bzw. keiner fährt, musst mit mindestens einer Stunde Mehraufwand rechnen, um zurück in die Stadt zu gelangen. Die Bundesstraße „Freienwalde Straße, B167“ hat keinen Geh- oder Radweg neben der Fahrbahn.

Lagekarte von Bad Freienwalde und seinen Türmen
Lagekarte von Bad Freienwalde und seinen vier Türmen

Mit dem ÖPNV in die Kurstadt

Es gibt keine direkte Zugverbindung von Berlin nach Bad Freienwalde. Die Niederbarnimer Eisenbahn fährt ab Ostkreuz und die Deutsche Bahn ab Berlin Hauptbahnhof nach Eberswalde. Dort steigst du wiederum in die Niederbarnimer Eisenbahn mit Ziel Bad Freienwalde. Es gibt auch Verbindungen nach Werneuchen, von wo aus du dann mit einem Bus dein Ziel erreichst. Die Bahn und VBB App sollten dir genügend Auskunft geben können.

Mit dem Auto nach Bad Freienwalde

Von Berlin aus kommend, geht es eigentlich nur geradeaus. Die Bundesstraße 158 führt vom Berliner Osten über Ahrensfelde und Werneuchen direkt nach Bad Freienwalde. Die Stadt ist von Anfang an ausgeschildert. Die Skisprungschanze und das Haus der Naturpflege befinden sich dann am Eingang des Ortes.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Katharina

    Danke für die Inspiration und ausführliche Beschreibung! Ist fest eingeplant für den 01. Mai. Wollen uns unbedingt selbst von dem Ausblick überzeugen und werden definitiv nicht ohne Turmdiplom nach Hause fahren 😉

    1. Gregor Rahn

      Viel Spaß dabei! Es lohnt sich 🙂

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