Tatra Wandern in Polen – Übersicht

Ausblick vom Kozi Wierch

Egal ob Winter, Frühling, Sommer oder Herbst: Die Hohe Tatra und ihre Nachbargebirge bieten dir immer einen Grund, sie zu bewandern. Nach drei Winterreisen in die slowakische Hohe Tatra und Niedere Tatra (Schneeschuhwandern und Bergsteigen, Eisklettern), geht es im Spätherbst 2022 nach Polen. In diesem Beitrag berichte ich dir alles Wichtige über das Wandern in der Westlichen Tatra (Tatry Zachodnie) und Hohen Tatra (Tatry Wysokie):

  • wichtige Tipps zu Anreise, Reisezeit und Regeln
  • Erfahrungen zu Unterkünften und Hütten
  • Übersicht der vielfältigen Wandermöglichkeiten
  • alternative Vorschläge in der Region Podhale

Meine persönliche Wandererfahrung und Erlebnisse findest du hier gesondert: Mehrtagestour durch die polnische Tatra.


Blick vom Małołączniak Richtung Osten (Hohe Tatra)
Blick vom Małołączniak, auf dem Hauptkamm der Westtatra, Richtung Osten (Hohe Tatra)

Überblick der Tatra in Polen

Der 200km² große, polnische Tatra Nationalpark (Tatrzański Park Narodowy, Website nur auf Polnisch) im zentralen Südpolen (Woiwodschaft Kleinpolen, Region Podhale) umfasst einen Teil der gesamten Westtatra und Hohen Tatra. Daher sind die zusammenhängenden Hauptkämme zugleich die Staatsgrenze zur Slowakei. Der höchste polnische Gipfel, Rysy (2.404 m), liegt am östlichen Ende der polnischen Tatra und thront über Polens bekanntestem See Morskie Oko, dem Meeresauge.

Im Westen ganz sanft auf etwas über 2.000 m (Wołowiec) startend, zieht sich über viele Kilometer ein eindrucksvoller, aber sanft grasiger Kamm mit phänomenalen Fernsichten hin. Erst ab dem Gipfel Świnica, 2.301 m, beginnt die Hohe Tatra, siehe Karte. Daran erkennst du, dass der polnische Anteil an der Hohen Tatra wirklich klein ist. Viele Orte (Gipfel, Täler, Dörfer, ..) haben hier teilweise drei Namen: einen polnischen, einen slowakischen und einen deutschen.

Von West nach Ost gibt es folgende wichtige Täler mit entsprechend wichtigen Gipfeln und Hütten (siehe Karte):

Dolina Chochołowska (Westtatra): Schronisko PTTK na Polanie Chochołowskiej, Wołowiec

Dolina Kościeliska (Westtatra): Schronisko PTTK na Hali Ornak, Bystrá (SK, höchster Berg der Westtatra)

Dolina Bystrej (Westtatra): Schronisko PTTK Hala Kondratowa, Hotel Górski PTTK Kalatówki, Giewont, Kondracka Kopa, Seilbahn auf Kasprowy Wierch

Dolina Suchej Wody Gąsienicowej (Hohe Tatra): Schronisko PTTK Murowaniec, Kościelec, Skrajny Granat, Świnica, Kasprowy Wierch (Seilbahn hinunter ins westliche Dolina Bystrej)

Dolina Pięciu Stawów Polskich (Hohe Tatra): Schronisko PTTK w Dolinie Pięciu Stawów Polskich, Świnica

Dolina Rybiego Potoku (Hohe Tatra): Schronisko PTTK Morskie Oko, Mnich, Mięguszowiecki Szczyt Wielki und Rysy

Genaueres zur Übernachtung in den Bergen findest du weiter unten.

Karte der polnischen Tatra, eigene Darstellung; der Gipfel Świnica stellt die Grenze der Westtatra und Hohen Tatra dar

Wandern in der polnischen Tatra

Übersicht Westtatra und Hohe Tatra

Der Nationalpark in Polen kostete 2022 einen überschaubaren Eintritt von umgerechnet ca. einen Euro. Es gibt an den offiziellen Eingängen Kassen, die aber erst zu einer bestimmten Zeit öffnen. Zuvor kann man hindurchgehen und es kontrolliert auch niemand im Nationalpark die Tickets. Ich habe mir einfach online ein Mehrtagesticket erworben: 7 Tage, 5€.

Zur Planung und Navigation lohnt sich die App „Hiking Map Poland„. Hier sind alle Wanderwege gut überschaubar hinterlegt und auch die Wanderzeiten. Somit lässt sich super auf der App berechnen, wie lange eine Strecke ungefähr dauert. Ebenso gut – auf dem Laptop – lässt sich die slowakische Webseite dennikn.sk nutzen. Hier werden keine Gehzeiten angezeigt. Im Handel ist eine 1:25.000 Wanderkarte für die Region erhältlich; online hier detailliert einzusehen.

Es gilt, die Wanderwege nicht zu verlassen. Bitte wandert nicht in der Nacht. Die Tiere brauchen Ruhe. Biwakieren und Zelten ist überall – auch in der Slowakei – strengstens verboten.

Kassenhäuschen und Infotafel an einem Nationalparkeingang
geschlossenes Kassenhäuschen und Infotafel an einem Nationalparkeingang

Reisezeit

Die 8-wöchigen polnischen Sommerferien fallen immer auf die Monate Juli und August, daher ist die günstigste Reisezeit Mitte bis Ende Juni sowie ab dem 1. September bis zum ersten Schneefall. Der Grund ist klar: Zu allen polnischen Ferien und langen Wochenende platzt Zakopane und die kleine Tatra aus allen Nähten, denn jetzt wollen alle Polen in der Tatra wandern und die Gegend erkunden. Wer außerhalb dieser Zeit reist, findet zwar im polnischen Teil keine schwedische Einsamkeit, aber deutlich weniger Mitwandernde.

Wie in den Alpen können sich insbesondere in schattigen Hängen und Nordlagen Schnee und Eis in großen Höhen bis weit in den Juni hinein halten. Im Oktober muss man bereits mit Wintereinbrüchen rechnen. Wanderstöcke und mindestens Grödel, besser noch Leichtsteigeisen, benötigst du bei vereisten Stellen. Der Altschnee des folgende Bildes vom Sattel Zawrat stellt für Grödel schon eine Grenze dar. Das kommt aber auf deine Erfahrung an.

Blick zum Sattel Zawrat - Przełęcz Zawrat
Altschnee im Oktober: Blick zum Sattel Zawrat – Przełęcz Zawrat

Alpine Gefahren

Obgleich die gesamte Hohe Tatra mit 340km² nicht groß ist, ist die Anzahl tödlicher Unfälle erheblich: Allein in Polen, dem kleineren Anteil der Hohen Tatra, ließen 176 Personen zwischen 2010 und 2019 ihr Leben in den Bergen. Sie stürzten, rutschten aus, erfroren, wurden vom Blitz getroffen oder von einer Lawine begraben (Quelle).

Während es in Zakopane oder gar am Morskie Oko gutes Wetter hat, kann die Welt oberhalb von 2.000 m schnell anders aussehen. Sei vorbereitet, sei auf der Hut, reflektiere dein Können und habe Rückzugsmöglichkeiten im Blick. Schau doch mal im Alpin-Knigge des DAV rein. Auch für geübte Wanderer lohnt sich ein kurzer, reflektierender Blick!

Die Wanderung endet erst, wenn du wieder am Fuß des Berges stehst.

allgemeine Weisheit

Zakopane und direkte Umgebung

Um in der polnischen Tatra zu wandern, kommst du an Zakopane nicht vorbei, denn diese Stadt ist das Tor zu ihr. Zwischen 750m und 1.000m ü. NN in einem Talbecken zu Füßen der Hohen Tatra und Westtatra gelegen, ist es der wichtigste Knotenpunkt der gesamten Region, genannt Podhale. Von hier aus startest du direkt in die Berge.

Nun kann man von Zakopane halten, was man möchte, und du wirst bei deiner Recherche auch auf geteilte Meinungen stoßen. Fakt ist: Es ist in den letzten Jahrzehnten zu einem sehr kommerziellen Ort voller Kitsch, schöner Architektur, grässlicher Bauten und einer ganzen Menge Touristen geworden. Und Letztere sind ganz schön vielfältig: alte und junge Wandersleut, Familien mit Kleinkindern, Kletterer, Bergsteiger, Mountainbiker, Rennradler und und und.

  • Vermeide es, während der polnischen (Sommer-) Ferien und an langen Wochenenden anzureisen
  • Lokale Buslinien bringen dich ganz bequem und für wenig Geld an alle Einstiegspunkte in den Park und zu alternativen Unterkünften außerhalb von Zakopane
  • Hüttenübernachtungen im Gebirge sind lohnenswert
  • Unterschätze niemals die Gefahr dieses so kleinen Gebirges

Anreise nach Zakopane

Alle öffentlichen Verbindungen in die polnische Tatra führen über Krakau. Die 110km lange Verbindung nach Zakopane wird derzeit ausgebaut und befindet sich in den letzten Zügen. Apropos Züge: Es fahren auch 2023 noch keine Züge zwischen Zakopane und Krakau. Alle gebuchten Zugticketinhaber werden auf dem Bahnhofsvorplatz per Schienenersatzverkehr mit dem Bus transportiert. Darüber hinaus gibt es am Bahnhof sehr günstige, lokale Busse nach Zakopane.

  • Aus Berlin gibt es Stand Sommer 2023 eine direkte, tägliche Zugverbindung nach Krakau (7h 38min)
  • Aus Prag einen Nachtzug nach Warschau, der in Krakau hält
  • Aus Wien einen Nachtzug, ebenso nach Warschau, der in Kattowitz hält
  • Eine tägliche, direkte Nachtbusverbindung mit dem Flixbus zwischen Berlin und Zakopane (11h 30 min)

Sollte die Zugstrecke Zakopane – Krakau fertig werden, wird die Nachtverbindung Zakopane nach Danzig (über Warschau) bestimmt wieder aufgenommen. Warum also nicht danach direkt ans Meer? Mehr zu sehen gibts bei nachtzugkarte.de.

Mit dem Zug unterwegs in Polen, hier der Breslauer Bahnhof

Öffentlicher Nahverkehr

Polen ist wohlhabend geworden – und das merkt man unter anderem am Verkehr. Zu saisonalen Hochzeiten schieben sich gewaltige Blechlawinen (vornehmlich SUVs) durch Zakopane, um dann sehr teuer zu parken (grundsätzlich ist parken in Polen teuer).

Während die privaten Kraftwagen den polnischen Aufschwung vermitteln, gibt’s richtig Ost-Feeling bei den Bussen: Die einzige auffindbare Übersichtskarte lokaler Buslinien habe ich euch unten eingefügt, die Busse haben ihre besten Zeiten laaaange hinter sich und Bustickets werden mit Münzen im Bus – immerhin am Automaten – bezahlt. Du kannst mit Google Maps navigierend entspannt jeden Eingang des Nationalpark erreichen.

Darüber hinaus fahren private Kleinbusse durch die Gegend. Ihr Ziel steht meistens auf einem Schild hinter der Windschutzscheibe. Diese sind teurer als die öffentlichen Busse.

Wer Zakopanes nähere Umgebung mit öffentlichem Verkehr erkunden will, wird in diesem Blogbeitrag auf zakopane.com von 2017 fündig.

die orangene Stadtlinie fährt von West nach Ost entlang der Nationalparkgrenze

Unterkünfte in und bei Zakopane

Zakopane bietet alles: Von Luxus bis zur Kaschemme hast du eine breite Wahl. Viele Unterkünfte befinden sich in der Stadt, andere wiederum verteilen sich westlich und östlich entlang der Nationalparkgrenze. Glücklicherweise verläuft eine super günstige Busverbindung entlang dieser Achse (siehe Bild oben).

Meine persönliche Empfehlung ist das Good Bye Lenin Hostel östlich der Stadt. Das Hostel befindet sich in einem alten Holzhaus im Zakopane-Stil und wird von einer Polin sowie vielen internationalen Freiwilligen geführt. Es gibt nur eingeschränkt Platz, sodass es kein Massenhostel wird, sondern gemütlich bleibt. Die Leute vor Ort können bei der Wanderplanung natürlich aushelfen – trotzdem sollte man sich immer selber sorgfältig vorbereiten. Was manch einer einfach nennt, ist für den anderen schwer.

Ich empfand meine Zeit dort als warmherzig, konnte Wandersgenossen finden und wünsche mir, dass ihr es ähnlich erlebt, wie ich. Einige Backpacker waren zuvor in einem Hostel in der Innenstadt Zakopanes und sind von dort schnellstmöglich wieder „geflüchtet“. Dafür gibt es wohl keine Empfehlung.

Good Bye Lenin Hostel bei Zakopane, Polen
Im Wald versteckt: Good Bye Lenin Hostel bei Zakopane, Polen

Hütten in der Westtatra und Hohen Tatra

Wie du der obigen Liste und Karte entnehmen kannst, gibt es in jedem wichtigen Tal eine Hütte. Die Hütten gehören der Polnischen Touristik- und Landeskundegesellschaft PTTK, deren 61.000 Mitglieder landesweit die bergtouristische Infrastruktur seit über 150 Jahren mitgestalten. Die Mehrbettenzimmer sind günstiger als in den Alpen, aber auch nicht mehr signifikant. Ein Bett lässt sich nur in manchen Hütten online buchen. In einer Hütte half mir eine polnischsprachige Freundin telefonisch aus. Mit anderen Sprachen kam man telefonisch nie weiter.

In meinen Wandertagen konnte ich folgendes Wissen zusammentragen:

  • Telefonisch kommt man zur Reservierung ohne eigene Polnischkenntnisse in den Hütten nicht weit – um Hilfe bitten!
  • Wenn im Netz gebucht werden kann, ist dies problemlos möglich
  • Hütten können zwar ausgebucht sein, die Wirte lassen aber Leute auf dem Boden schlafen – eigene Sachen dabei haben!
  • Die Hütte am Morskie Oko ist in Ferien und an Wochenenden im Prinzip auf ein Jahr hin ausgebucht – unter der Woche außerhalb der polnischen Ferien wird’s aber möglich
  • die Hütten reichen im Standard von rustikal bis fast schon hotelartig
  • Der Großteil der Hütten ist auf viele, viele Übernachtungsgäste eingestellt
  • Mein Tipp: die kleinste und urige Schronisko PTTK Hala Kondratowa

Fünf Tage in der Tatra

Meine persönliche Wandererfahrung und Erlebnisse findest du hier gesondert: Mehrtagestour durch die polnische Tatra.

Alternativen in der region Podhale

Es gibt einen wenig bewanderten Teil der Hohen Tatra, weil er für Slowaken umständlich zu erreichen ist, und die meisten Polen nur ins benachbarte Tal Dolina Rybiego Potoku und zum Morskie Oko pilgern. Östlich befinden sich die slowakischen Täler Bielovodksá Dolina, Javorová Dolina sowie die Belianske Tatry (Weiße Tatra). Die Wanderwege sind dort deutlich weniger besucht und so könnte sich ein Ausflug in diesen abgeschiedenen Teil besonders lohnen. Startpunkt dafür ist Łysa Polana.

In der Region Podhale gibt es noch weitere Ausflugsmöglichkeiten:

  • Pieniński Park Narodowy: im zerklüfteten Kalksteingebirge auf einem Holzfloß durch das Durchbruchstal des Dunajec
  • Babiogórsko Park Narodowy: die Teufelsspitze (Diablak) mit 1.725 m erklimmen und die weite Sicht in die Slowakei hinein genießen, Wanderungen beginnen im Dorf Zawoja
  • Gorczański Park Narodowy: ausgedehnte Karpatenbuchenwälder und Hochweiden auf bis zu 1.200 m.

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