Grüne Radtour durch den Berliner Osten

Blick auf Berlin vom Wolkenhain

Wer sich den Berliner Osten so vorstellt, denkt zumeist an graue Plattenbauten, ein paar Industrieruinen und den Müggelsee. Dabei hat er von Wartenberg bis Schmöckwitz noch viel mehr Grün zu bieten. Um dieses Grün mit seinen geschützten Gebieten einmal rundherum zu entdecken, habe ich eine 120 Kilometer lange Strecke ausgearbeitet und an einem Tag abgefahren. 


Eine grüne Radtour wie sie im Buche steht. Wenn du dich weiter westlich orientierst, kannst du dir auch mal meine Strecke von Berlin-Mitte nach Brandenburg an der Havel oder die Drei-Tagestour durch MOL anschauen.

Info: Wer die Strecke wiederholen möchte – wenn auch nur teilweise -, braucht zumindest ein Gravel-, oder ein Mountainbike. Auf einem Tourenrad klappt es zu 80%, aber es wird holprig. Viele Wege sind auch absolut nicht Rennradtauglich, voller Schotter und anderen Unebenheiten – insbesondere der Teil am Seddinsee und Krumme Laake ist sehr stark von Wurzeln geprägt. 

Auf dem Weg: Lichtenberg und Hohenschönhausen

Ich beginne die Tour in der Nähe der Rummelsburger Bucht, durchfahre den Weitlingkiez und verlasse ab hier für 95% der Zeit Wege, die ich mir mit Autos teilen muss. Der Landschaftspark Herzberge nimmt mich vollends ein. Dichte Bewaldung und viel Grün umgeben mich mitten in Lichtenberg. Ich begleite ihn auf dem Weg nach Norden entlang eines perfekten Radweges bis ich kurz auf die Landsberger Straße biege.

Ab hier folge ich – ohne sie zu Gesicht zu bekommen – der Bahnstrecke der S75. Die Bahnhöfe Gehrenseestraße, Hohenschönhausen sowie Wartenberg überhole ich im Eiltempo auf Betonplatten, Teer sowie sandig schmalen Wegen. Vor allem zwischen Hohenschönhausen und Wartenberg fährt man einen besonders spaßigen Abschnitt oberhalb der S-Bahntrasse. Der Malchower See begrüßt mich mit sandigen Singletrails.

Ist das noch Berlin? Warten- und Falkenberg

Das mag man sich für den nördlichsten Abschnitt dieser Runde öfters fragen, aber man quert die Grenze nicht. Ein Mix an Untergrund füht durch die Malchower Aue, Wartenberger Feldmark und Falkenberger Rieselfelder. Deutsche Shorthorn-Rinder grasen gemütlich vor sich her und ein Aussichtspunkt lädt zu einer Rast. Über zwei Stunden bin ich nun schon unterwegs.

Es geht nun wieder etwas stadteinwärts in den Seelgrabenpark entlang der neuen Wuhle. Fahrt lieber nördlich als südlich davon, um Straße zu vermeiden. Mit einer kleinen Umfahrung gelange ich an den Kletterturm Wuhlewächter – ein beliebter Spot für Kletterer. Von hier führt der Weg  schnurstracks gen Süden.

Blick auf Berlin vom Wolkenhain
Blick auf Berlin vom Wolkenhain
Pause in Nordost-Berlin
Pause in Nordost-Berlin

Wuhletalwanderweg

Mit beachtlichen 15,4 Kilometern führt der Wuhletalwanderweg von Marzahn bis nach Köpenick. Auf meiner Strecke liegt der Ahrensfelder Berg, dessen Besteigung sich mit einem durchaus mit einem imposanten Ausblick lohnt. Ich war jedoch vor wenigen Tagen dort und spare mir die Kraft. Weniger natürlich ist hingegen der Wolkenhain, der weiter südlich grüßt. Frei zugänglich komme ich hier auf Berliner Zugspitzverhältnisse: 118m über Normalnull. Die Gärten der Welt liegen zu meinen Füßen.

Immer weiter führt mich der Weg bis hin zur S- und U-Bahnstation Wuhletal und die Biesdorfer Höhe – die schenke ich mir jedoch beim nächsten Mal. Spar dir auch die Kraft für etwas Schöneres. Der weitere Abschnitt der Tour nutzt die sandigen Ufer der Kaulsdorfer Seen.

Wuhletalwanderweg

Grün, grün, grün: Erpetal bis Erkner

Hinter den elenden Möbelhäusern des suburbanen Mahlsdorfs führt ein mies kantiger Feldweg erstmals richtig in Offroad-Gelände. Nach solch einem Weg lockt dafür das Erpetal. Die Erpe – kommend aus Werneuchen, Altlandsberg und Neuenhagen, fließt hier durch eine der sehr wenigen, offen Wiesenlandschaften der Stadt. Viele Wanderer und Fahrradfahrer genießen die Landschaft tagein, tagaus. Nimm dir dafür ruhig Zeit.

Die Strecke Weg biegt nun nach Osten durch eine Kleingartenanlage und verläuft schnurstracks entlang einer Waldautobahn nach Osten. Immer nördlich von Friedrichshagen fahrend, sammle ich ordentlich Kilometer auf dem Tacho. Auch beim S-Bahnhof Rahnsdorf bleibe ich nördlich der Trasse und kämpfe mich durch einen Dünenzug. An einer Stelle muss ich gar absteigen, da der Sand mich auf den Boden zwingt. Erkner ist erreicht und ich verlasse erstmals Berlin – für fünf Minuten.

Erpetal in Köpenick
Erpetal in Köpenick
Blick auf Neu-Venedig in Köpenick
Blick auf Neu-Venedig in Köpenick

Blau, Grün, Blau: Neu-Venedig, Seddinsee und Krampenburg

Es geht nun wieder nach West auf einem gut ausgebauten Fahrradweg hinein nach Rahnsdorf. Das Lagunen-Eck lädt nach viereinhalb Stunden auf dem Rad zu einer Pause ein, denn bisher gab es nur zwei kurze Snickers. Mit einem Radler werden Gurkensalat und Würzfleisch hinuntergespült

Ab hier zeigt sich Berlin von seiner besten, blauen Seite. Die Wohn- und Wochenendhaussiedlung Neu-Venedig glänzt neben dem Rad in ihren blauen und grünen Tönen. Über die Russenbrücke hinüber geht es tief hinein in den Wald und immer am Uferweg des Seddinsees entlang. Viele Wurzeln prägen über eine Stunde den wirklich anstrengenden Weg. Er endet schließlich in Müggelheim.

Die Belohnung: Wasser, Singletrails und Lost Places

Eine gut asphaltierte Straße bringt mich auf die Halbinsel Krampenburg. Ohne es zu wissen, bekomme ich um kurz nach 17 Uhr noch die letzte Fähre (F21 der BVG) hinüber nach Schmöckwitz. (eine Fährenübersicht gibt es hier.) Entspannte zehn Minuten warte ich mit zwei weiteren Radeln auf den Fährbär und setze über. Durchschnaufen für den Endspurt.

in Schmöckwitz angekommen schmeiße ich mich in die Krumme Laake, ein geschütztes Sumpfgebiet. Auch hier kann das Fahrrad einige Wendungen und Hakenschläge zum Besten geben. Die Fahrt durch das dichte Grün endet an der zweite Fähre des Tages. Kurz hinter der Regattastrecke setzt die Fähre F12 nach Wendenschloss über. Von hier aus ist es nun ein Kinderspiel: geradewegs durch den Forst kommt man auf den Müggelsee und seinen Radschnellweg.

Durch Köpenick windend, gelange ich in die Wuhlheide und nehme einige letzte Singletrails mit. Zu guter Letzt fahre ich durch den Biesenhorster Sand (ein Kofferwort aus BIESdorf und KarlsHORST). Ein kleines unscheinbares Biotop mit vielfältiger Natur. Noch eine letzte Fahrt entlang der U5 nach Lichtenberg und schon ist es wieder vorbei.


Wie habe ich gegessen und getrunken?

Der Tag war mit 17°C und Bewölkung angenehm kühl. Begonnen habe ich ihn mit einem ausgiebigen Haferflockenfrühstück und Obst. Zwei Snickers wurden innerhalb von vier Stunden verbraucht. Es folgten noch eine Banane sowie Würzfleisch und Gurkensalat im Restaurant. Für eine solche Tour, die meine zweite dieser Länge war, habe ich zwei Wasserflaschen (0,7L und 0,5L) dabei gehabt. Beide wurden leer getrunken plus 1l extra in Form eines Radlers und eines Süßgetränks. Das war mir persönlich gerade genug, aber ich würde definitiv zu mehr raten. 

Wie lange habe ich für die Strecke gebraucht?

Startpunkt in Lichtenberg war 10.20 Uhr. Pünktlich um 20 Uhr schloss ich die Tür wieder auf. Es gab mehrere Pausen: 10 Minuten in Falkenberg, 15 Minuten am Wuhletalwächter, 10 Minuten am Wolkenhain, 20 Minuten in Erkner und 40 Minuten in Neu-Venedig. Das sind bei knapp 1,5 Stunden Pause bei 9 Stunden und 40 Minuten Radtour. Hinzu kommen zwei Fährtfahrten und die Wartezeit auf die Fähre mit sicherlich 30 Minuten. Natürlich sollte beachtet werden, dass man gerne für Fotos anhält, den Blick in die Ferne schweifen lässt und sich oftmals nicht auf geteertem Untergrund für hohe Geschwindigkeiten bewegt.

Viel Spaß dabei, die Strecke nachzufahren oder sie als Inspiration für deine eigene Tour zu nutzen!

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