Rügen im Winter – Erholung abseits der Massen

Rügen im Winter: Blick vom Jasmunder Nationalpark auf die Ostsee

Die berühmten Kreidefelsen Jasmunds, das raue Kap Arkona, die langen Sandstrände an der einstigen Bettenhochburg der Nationalsozialisten Prora und edle Boutiquen in Binz. Rügen im Winter – Deutschlands größte Insel hat eigentlich alles für einen gepflegten Urlaub an der frischen Luft zu bieten. 


Leider stapeln sich inzwischen die Probleme: „Problem Massentourismus“ titelt der Deutschlandfunk. Die Insel sei „auf dem Weg zur Versyltung“. Und genau deswegen solltest du deine Koffer in der Nebensaison packen! Ich war Ende November mit meiner Partnerin sechs Nächte auf der Insel – wir hatten in der kalten Jahreszeit fast alles für uns allein.

Aber zuerst einmal die harten Fakten: Wir sind im Ostseebad Binz in einem Hotel untergekommen und hatten ein Auto dabei. 600 EUR pro Nase betrug die Rechnung nach sechs Nächten auf der Ostseeinsel Rügen. Darin enthalten waren An- und Rückreise aus Berlin, vier Tagesausflüge, ein wunderschönes Zimmer in einem Hotel mit Spa und Sauna sowie der ein oder andere Restaurant- und Museumsbesuch. Den Preis kann man natürlich nach Belieben drücken.

Blick auf Binz von der Seebrücke
Blick auf Binz von der Seebrücke am frühen Morgen

Anreise auf die Insel Rügen

Weit im Nordosten Deutschland gelegen, scheint die Insel weit weg, aber weit gefehlt! Aus folgenden Städten kannst du direkt ohne Umstieg auf die schöne Insel Rügen kurven. Echt zügig! Einen passenden Flyer mit passender Karte findest du auf der Seite der Deutschen Bahn.

  • Dresden
  • Erfurt
  • Frankfurt (Main)
  • Hamburg
  • Hannover
  • Karlsruhe
  • Köln
  • Leipzig
  • München
  • Münster
  • Prag

Ehrlich müssen wir gestehen, dass wir Ende November mit dem privaten PKW aus Berlin gefahren sind. Das hatte u.a. den Grund, dass ich Kameraausrüstung mitschleppen wollte und wir etwas flexibler sein wollten. Aber dazu später mehr. Die Parksituation in Binz ist stark reglementiert. Wir konnten trotzdem eine gut erreichbare Straße zum Gratisparken ausmachen, die ich hier aber nicht öffentlich machen möchte. Mailt mir lieber.

Tipps für Rügen im Winter

Zuerst einmal für die ganz eilige Leser*innen hier eine Zusammenfassung:

  • Der einzige Ort an dem etwas los ist, ist Binz. Die restlichen Ferienorte sind in der kalten Jahreszeit sehr, sehr ruhig. Einzige Ausnahme ist der Zeitraum Weihnachten bis Neujahr.
  • Unterkünfte warten mit sehr guten Angeboten auf. Meide Nordseiten, um mehr Licht in die Unterkunft zu bekommen.
  • Langschläfer haben nicht viel vom Tag. Gegen 16 Uhr geht die Sonne unter.
  • Viele touristische Orte öffnen erst um 10 Uhr und schließen bereits um 16 Uhr.
  • Der ÖPNV fährt selten. Mehr Informationen dazu gibt es hier.
  • Rügen ist eine wirklich große Insel. Unterschätzt nicht die Reisezeiten.
  • Das Wetter an der Ostsee ist und bleibt wechselhaft und schwer vorhersagbar.

Und jetzt nochmal Rügen Tipps in ausladender Erklärung: Was kann man auf Rügen machen?

eindrucksvoller Morgen auf Rügen im Winter
eindrucksvoller Morgen auf Rügen im Winter

Ruhe im Winter

Die Nebensaison ist auf der 77.000 Einwohner zählenden Insel sehr ruhig. Rügen im Winter bedeutet also vor allem Ruhe. Also wirklich ruhig ruhig. So richtig ruhig. Deshalb war es uns wichtig im einzigen Ort unterzukommen, in dem irgendwie etwas los ist: das Ostseebad Binz. Wer absolute Ruhe sucht, findet diese in den unzähligen kleinen Orten auf der Insel. Gleichzeitig ist die Ruhe zwischen Weihnachten und Neujahr kurzzeitig vorbei und alles ausgebucht.

Ruhe bedeutet gleichzeitig, dass du viele Orte (fast) für dich hast! Sind die vielen bekannten Orte im Sommer fast schon von Massentourismus betroffen, präsentieren sich diese Orte im Winter ganz einsam.

Ort, Unterkunft & Angebote 

Da Rügen bzw. die ganze Ostsee in der Nebensaison nur wenig besucht wird, locken viele Hotels und Unterkünfte mit (sehr) günstigen Angeboten. Schaut dich genauer um und wähle nach deine Präferenzen. Besonders für Anreisen am Sonntag und Abreisen am Freitag gibt es gerne zum niedrigeren Preis auch noch eine Nacht umsonst.

Die Wahl unseres Ferienortes fiel auf das Ostseebad Binz. Das erwies sich für uns auch als richtig, denn alle anderen Orte am Meer wie das Ostseebad Sellin, oder Sassnitz waren wirklich toter als tot. Binz wartet immerhin mit geöffneten Restaurants, Cafés und Geschäften auf. Auch ein Supermarkt war mitten im Zentrum zu finden.

Wenn du nicht jeden Abend auswärts essen möchtest (die Preise auf Rügen sind in der Regel angemessen, wobei nach oben natürlich immer Luft ist), bist du mit einer Küchenzeile gut beraten, in der man sich auch einmal ein einfaches Abendbrot zubereiten kann. Auch überlegenswert ist der Zugang zu einer Sauna, denn die Nebensaison am Meer ist kühl bis kalt. Für uns waren drei Saunagänge am Abend einfach perfekt, um den Tag abzurunden.

Der Winter bringt auch mit sich, dass es nur kurz Tageslicht gibt. Also achte ruhig darauf, dass nicht alle deine Fenster nach Norden gehen und sich die Unterkunft im Erdgeschoss befindet. Sonst bleibt es dunkel! Wer dazu noch gerne ausschläft und spät frühstückt, kommt vor 11 Uhr nicht aus dem Haus – fünf Stunden vor Sonnenuntergang!

Aktivitäten auf Rügen im Winter

Die Nebensaison wird gerne für Renovierungen genutzt. So kam es dazu, dass beispielsweise im Jagdschloss Granitz die berühmte Wendeltreppe renoviert wurde. Stell dich also darauf ein, dass nicht alle typischen Rügen-Sehenswürdigkeiten ohne Einschränkungen zugänglich sind. Senke deine Erwartungshaltung entsprechend. Zudem öffnen die meisten Attraktionen nur zwischen 10 Uhr und 16 Uhr. Eine genaue Beschreibung unserer Tagesausflüge und Aktivitäten, findest Du weiter unten

Verkehr im Winter

Wie oben bereits angesprochen sind wir mit dem Auto angereist. Aus verständlichen Gründen ist der ÖPNV im Winter stark eingeschränkt. Für uns, die viel unternehmen wollten und lange frühstücken, wäre diese eine erhebliche Einschränkung gewesen. Unterschätzt diesen Aspekt auf keinen Fall, denn die größte Insel Deutschlands ist wirklich eine große Insel! Allein von Binz zum Kap Arkona fährt man 45 Minuten. Den ÖPNV-Fahrplan kannst du hier entnehmen.

Orte wie der Nationalpark Jasmund oder Kap Arkona verlangen ca. 5 EUR für den Parkplatz. Allerdings werden die Schranken nach 17 Uhr, also schon einige Zeit nach Sonnenuntergang hochgefahren. Alle Angaben wie immer ohne Gewe(ä)hr.

Rügen im Winter = schlechtes Wetter?

Apropos Erwartungshaltung: Diese solltest du auch wettertechnisch nach unten schrauben. Die Ostsee im Winter erwartet dich eher mit sehr durchmischtem und schwer vorhersagbarem Wetter auf. Erst am allerletzten Tag, den wir dann vollends genossen haben, gab es richtig genialen Sonnenschein. Dafür hatten wir extra eine Nacht gebucht, also bleibt am besten flexibel.

Kurzurlaub Rügen

Auch der Kurzurlaub lohnt sich bei nicht allzu langer Anfahrt. Alleine das Ostseebad Binz, die Granitz und ein Abstecher zum Jasmunder Nationalpark sollten ausreichend sein. Aber lies nun selbst.

Vier Ausflugsziele für Rügen im Winter

Auf Rügen im Winter ist für jeden etwas dabei. Egal ob Strand, Wellness, Wanderungen, Geschichtsmuseen, Fischerei oder Stadttourismus in Stralsund. Folgende Attraktionen haben wir besucht:

  • Tagesausflug von Ostseebad Binz nach Ostseebad Sellin
    • Seebrücke und Bäderarchitektur, Rügensche Kleinbahn „Rasender Roland“, Skulptur Kaysa, Sellin und die Granitz
  • Tagesausflug nach Prora
  • Tagesausflug zur Hansestadt Stralsund
  • Tagesausflug zum Nationalpark Jasmund & Kap Arkona

Darüber hinaus gibt es noch folgende Attraktionen, die man auf jeden Fall in Erwägung ziehen kann:

  • Stadt Sassnitz
  • Jagdschloss Granitz
  • Naturerbezentrum Rügen mit Baumwipfelpfad
  • Ausflug nach Hiddensee

Sehenswürdigkeiten auf Rügen gibt es also genug!

Tagesausflug 1: Wanderung von Binz durch die Granitz zum Ostseebad Sellin

Der erste empfehlenswerte Tagesausflug führt durch das Ostseebad Binz bis zur Skulptur Kaysa südlich des Ostseebades Sellin. In Binz gibt es entlang der Strandpromenade jede Menge restaurierte Bäderarchitektur zu bestaunen. Diese gibt es weltweit fast ausschließlich entlang der deutschen Ostseeküste. 

Im Süden schließt sich der bewaldete Höhenzug Granitz an. Durch diesen tiefen Buchenwald führen mehrere Wanderwege, u.a. zum Jagdschloss Granitz. Hier lohnt sich bei gutem Wetter der Aufstieg auf den Turm. Leider blieb uns der Blick aufgrund von Wetter und Restaurationsarbeiten verwehrt.

Wanderung durch die Granitz im Winter
Wanderung durch die Granitz im Winter

Wir wanderten daher bis zum Ostseebad Sellin. Statt uns gleich der berühmten Seebrücke zuzuwenden, ging es für uns noch zur südlicher gelegenen Skulptur Kaysa. Die 168 cm große Bronzeskulptur steht hier am Strand auf einem großen Findling umspült von den hereinrollenden Wellen. Für Hobbyfotografen ein schönes Fotomotiv bei Sonnenauf- oder -untergang. 

Zurück in Sellin bietet die sehr repräsentative Seebrücke ein recht großes Restaurant mit entsprechenden Preisen. Aus Mangel an Alternativen (der Ort wirkt in der Nebensaison doch recht verlassen), wärmten wir uns hier aber in schickem Ambiente bei einem Glühwein und einem Stück Kuchen auf. Leider stellten wir dann fest, dass es keinen ÖPNV zurück nach Binz gab, so dass wir schlussendlich ungeplant mit dem Rasenden Roland durch die dunkle Granitz zurück nach Binz fuhren.

Fazit: Schöner Tag mit Ausblicken, Wald und Meeresluft. Plant am besten, für die beschriebene Tour gegen 11 Uhr aufzubrechen.

Bronzeskulptur Kaysa südlich des Ostseebades Sellin
Bronzeskulptur Kaysa südlich des Ostseebades Sellin

Tagesausflug 2: Prora

Ein weiterer grauer Tag lässt sich gut mit dem Ort Prora verbinden. In den 1930er Jahren ließ Hitler einen 4,5km langen Touristikkomplex als Propagandaprojekt errichten. Die geschaffene Arbeiterorganiation Kraft durch Freude sollte dafür sorgen, dass hartarbeitende Deutsche sich genügend von den Strapazen der Arbeit erholen konnten. In Wahrheit diente es vor allem der Propaganda in den anstrengenden 30er Jahren, unter denen die Bevölkerung litt und die Zufriedenheit mit der NSDAP stark sank. 

Im mittleren Teil des Komplexes befindet sich ein Museum mit der sehenswerten Dauerausstellung MACHTURLAUB. Es gibt viel (deutschen) Text, aber vor allem auch einen eindrucksvollen Dokumentarfilm (inkl. Englischer Übersetzung) zu sehen. Plant hier ein bis anderthalb Stunden ein.

Insgesamt fällt Prora ein besonderer historischer Moment in der Geschichte zu: Es ist der erste Versuch des Massentourismus. 20.000 Arbeiter hätten gleichzeitig Urlaub machen können. Gemeinsam mit den Pionieren Hapag und Thomas Cook geht Prora in die Geschichte ein. Aber: der 4,5km lange Koloss Prora wurde nie fertiggestellt. Heute wird der weltweit längste Komplex der Welt Prora eindrucksvoll restauriert, aber es entstehen leider mitnichten dringend benötigte Sozialwohnungen (siehe letzter Punkt: Overtourism auf Rügen).  

Danach lohnt sich eine entspannte Strandwanderung am winterlich menschenleeren Strand bis nach Binz. Das Rauschen des Meeres klingt im Winter jedenfalls genauso schön wie im Sommer – wenn nicht sogar schöner, da man es in der allgemeinen Stille bewusst wahrnehmen und genießen kann! 

Fazit: am besten für einen sehr wolkigen Tag aufheben. Geschichtlich und architektonisch kommst du hier auf deine Kosten.

Der Touristikkomplex Prora im südlichen Teil, renoviert zu luxuriösen Ferienwohnungen
Der Touristikkomplex Prora im südlichen Teil, renoviert zu luxuriösen Ferienwohnungen

Tagesausflug 3: Stralsund

Das Tor zu Rügen auf dem Festland ist die 60.000 Einwohner umfassende Hansestadt Stralsund. Wie eigentlich in jeder Hansestadt lohnt sich hier ein entspannter Tagesausflug. Immerhin eine Dreiviertelstunde dauert es von Binz bis nach Stralsund, wo man das Auto gut am Rande der Altstadt abstellen kann. 

Wir umrundeten zunächst einmal die Altstadt im Süden und stärkten uns danach in der Fischhalle mit hervorragender Fischsuppe sowie Stralsunder Bier. Danach ging es hinein in die schöne Altstadt. Drei große Kirchen lassen sich bestaunen, doch wieder einmal zeigte die Nebensaison ihre beschwerlichen Seiten: Der Turm der Marienkirche mit schönstem Blick auf die Stadt war leider geschlossen.

Der Stralsunder Hafen im Winter
Der Stralsunder Hafen im Winter

Stralsund ist vor allem für zwei Museen bekannt: Das Ozeaneum am Hafen und das Meeresmuseum in einem alten Kloster. Nach nur sieben Jahren konnte das Ozeaneum 2015 bereits den fünfmillionsten Besucher empfangen und ist somit das meistbesuchte Museum Norddeutschlands. Für uns ging es aber ins Meeresmuseum. Der Grund: Das Ozeaneum schien uns eher auf Familie und Entertainment ausgerichtet zu sein. Wenn du etwas mehr Wert auf Informationen legst, bist du Meeresmuseum besser aufgehoben.

Für Fotografen empfiehlt sich die blaue Stunde mit mehreren Spots. Am östlichen Rande des Knieperteichs fand ich einen schönen Spot (Koordinaten: 54.314535, 13.081789), um die Altstadt abzulichten. Ebenso lohnen sollte sich die Nordmole. Mich hat es schlussendlich auf die vorgelagerte Insel Dänholm gezogen. Beim Bistro Smutje’s gibt es etwas rechts oberhalb einen Punkt, der auch nach den Öffnungszeiten von hinten bei Ebbe über den Strand erreichbar ist (Koordinaten: 54.313103, 13.113429).

Fazit: ein absolut lohnenswerter Tagesausflug!

Stralsund bei Nacht
Stralsund bei Nacht von der Insel Dänholm aus gesehen

Tagesausflug 4: Nationalpark Jasmund und Kap Arkona

Den besten Tag des Urlaubs (wettertechnisch betrachten) bewahrten wir uns für den Nationalpark Jasmund und das Kap Arkona auf. Beide sind ganz gut an einem langen Tag zu machen, aber natürlich muss man es nicht in der Kombi machen. 

Wer in den Nationalpark Jasmund möchte kann entweder von Ranzow, Hagen oder Sassnitz aus starten. Einen Überblick findest du auf der offiziellen Nationalparkseite. Wir entschieden uns für die mittlere Variante und starteten in Hagen. Von hier aus ging es stracks zur Victoria-Sicht, um noch die letzten Sonnenstrahlen auf die Kreidefelsen des südwestlichen Sonnenstands zum Mittag zu erhaschen. Für 9,50 EUR erhältst du Zutritt auf den Königsstuhl und das zugehörige Multimediadokumentationszentrum. Für Familien sicherlich lohnenswert.

Wanderung durch den Nationalpark Jasmund Ende November
Wanderung durch den Nationalpark Jasmund Ende November

Wir schlugen stattdessen den Weg gen Süden zum Kieler Ufer ein. Nur hier und noch weiter südlich Richtung Sassnitz kann man die Steilküste absteigen. Der Weg windet sich links und rechts durch den dichten Buchenwald, ähnlich dem Nationalpark Hainich. Dabei geht es stetig auf und ab, was doch etwas Konzentration erfordert. Am Ende erwarteten uns die Kieler Treppen mit einem recht kurzen Weg nach unten. Imposant ist nun der Blick nach oben. Der dichte Buchenwald schiebt sich bis an den Rand der Klippen. Lebensgefährlich ist das übrigens definitiv, denn immer wieder kommt es insbesondere im Winter zu Abbrüchen.

Danach ging es für uns zackig zurück zum Auto, da es Querverbindungen durch den Wald zurück nach Hagen gibt. Nach 3,5 Stunden saßen wir wieder im Auto, bezahlten die 5,50 EUR Parkplatzgebühr und fuhren weiter zum Kap Arkona.

Am Kap Arkona muss das Auto auf den zur Verfügung gestellten Parkplatz kostenpflichtig abgestellt werden (Ende November war für uns ab 17 Uhr die Parkschranke offen). Das schont die Umwelt und vor allem die Anwohner des Ortes Putgarten (nicht zu verwechseln mit Puttgarden auf Fehmarn). Eine elektrisch betriebene Bimmelbahn bringt dich zu den drei Türmen des Kaps, oder du läufst die letzten zwei Kilometer.

Kap Arkona gegen 16 Uhr Ende November
Kap Arkona gegen 16 Uhr Ende November

Der einzig begehbare Turm, der Peilturm im Süden, lohnt sich definitiv für einen schönen Ausblick. Desto später du da bist, desto besser siehst du den ins warme Licht des Sonnenuntergangs getauchten Ort. Schaut daher auf die Schließzeiten des Peilturms und die Sonnenuntergangszeit! 

Das Kap lädt zu einigen Spaziergängen ein. Du kannst entweder etwas weiter Richtung Norden gehen und den Ausblick genießen oder einen Abstecher ins südliche Fischerdorf Vitt machen. In Putgarten gingen wir schließlich in das noch geöffnete Restaurant Utspann. Das soll keine Werbung sein, aber die Dorschroulade war der absolute Wahnsinn.

Fazit: In der Nebensaison waren der Nationalpark und das Kap Arkona selbst an einem sonnigen Samstag wunderschön leer. Der Wald und das Kap gehören dir und nur sehr wenigen Wanderern. Da die Tage kurz sind, lohnt sich eine frühe Fahrt, auch um die Kreidefelsen überhaupt im Sonnenlicht zu sehen. Prädikat: besonders Sehenswertes auf Rügen.

Was kostet dich Rügen im Winter?

Wie eingangs erwähnt, hat der Urlaub immerhin 600 EUR pro Nase, also insgesamt 1.200 EUR verschlungen. Dazu sollte gesagt werden, dass wir es uns haben richtig gut gehen lassen. Gespart werden kann, indem man Angebote und kleine Zimmer bzw. Ferienwohnungen nimmt. Allein die Unterkunft verschlang 600 EUR und da könnte man sicherlich auch nur die Hälfte zahlen. Ebenso kannst du durch häufigeres eigenes Kochen den Geldbeutel schonen. Das ein oder andere Fischbrötchen sollte man sich aber schon auch einmal gönnen. 

Eine Möwe hält Ausschau nach Fisch (-Brötchen)
Diese Möwe hält sicherlich gerade Ausschau nach Fisch (-Brötchen)

Overtourism auf Rügen

„Mehr als 1.000 Seen, dafür viele Wälder, eine natürliche Landschaft und natürlich die Ostsee. Wir leben, wo andere Urlaub machen“. So beginnt der Podcast „Problem Massentourismus – Rügen auf dem Weg zur Versyltung“ des Deutschlandsfunks. Hat Rügen zu viele Touristen?

Ich habe mir den Podcast für dich angehört und die Fakten zusammengetragen:

  • Die größte deutsche Insel und das östlich gelegene Hiddensee verzeichnen 1,36 Millionen Ankünfte und 6,5 Millionen Übernachtungen pro Jahr. Auch vor der Wende war der Tourismus bereits sehr groß.
  • 75% der Touristen zieht es an die Ostküste nach Gören, Baade, Sellin und Binz.
  • Auf der Insel und auch darüber hinaus leben alle vom Tourismus – sowohl direkt als auch indirekt. Tourismus ist somit der wichtigste  Wirtschaftszweig Rügens.
  • Aber das Produktversprechen „Ruhe, Stranderlebnis und Naturnähe“ steht auf der Kippe. Angestammte Rügentouristen weichen inzwischen auf den Winter aus.
  • Vor allem Berliner, Hamburger und Hotelketten investierten kräftig in neue Betten.
  • Für Einheimische, insbesondere junge Familien, sind die Grundstückspreise nicht mehr bezahlbar. Es gibt einen großen Wohnungsmangel auf der Insel, insbesondere sozialen Wohnungsbau für die saisonalen Arbeitskräfte. Veräußerte Grundstücke gehen zumeist an Investoren, die auf dem Bauland Ferienhäuser entstehen lassen. 
  • Es entstehen mit dem Tourismus nur Saisonarbeitsplätze, die nicht gut bezahlt werden. Einheimische können zudem tendenziell nur geringes Kapital zusammenbekommen – zu wenig für den Erwerb eines Baulands für die Familie.
  • Einige Rüganer befürchten eine vollständige Privatisierung der Insel und gleichzeitig das Platzen einer Blase, denn es gibt immer weniger Menschen, die das Wachstum bewirtschaften. Es fehlt massiv an Küchen- und Bewirtungspersonal, das auch noch schlecht bezahlt wird und viele Überstunden leisten muss.

Was lernen wir daraus?

Niemanden hier überrascht es, dass Rügen zu viele Touristen hat. Der Tourismuszweig ist sicherlich der vitalste der Ostseeküste. Er bringt aber viele Nebeneffekte mit sich. Wichtig für uns Besucher*innen ist es daher, uns zu überlegen, wie wir die lokale Wirtschaft unterstützen können.

Auf der einen Seite ziehe ich für mich aus dieser Podcastfolge, dass Rügen im Winter – also ein Besuch in der Nebensaison – eine gute Wahl ist. Mit Sicherheit könnte man ebenso versuchen, bei Rüganern zu übernachten. Leider haben wir uns zuvor nicht genug informiert und genau diesen Punkt verpasst. 

(Nacht-) Fotografie auf Rügen

Für Freunde der Fotografie lohnt sich definitiv die Mitnahme eines Stativs. Auf meiner Suche nach Fotomotiven bin ich auf diese Eindrücke gestoßen, die ich hier gerne teile. Es gibt definitiv ein paar Orte im äußersten Südosten, oder Nordwesten der Insel, wo sich auch Nachthimmelaufnahmen lohnen. Doch wie oben bereits geschrieben hat auch Stralsund einige schöne Motive geboten.

Viel Erholung auf Rügen im Winter!

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Thomas

    Ich bin auf der Insel (Göhren) aufgewachsen und bin jetzt 58 Jahre. Nach der Wende gleich nach Bayern, wie die meisten meiner Freunde und Verwandte. Ich fand es furchtbar öde auf Rügen als ich nicht weg konnte. Sommer war noch okay, aber die Winter fand ich schrecklich. Vor 10 Jahren bin ich das erste Mal wieder da gewesen. Ich fand es schön! Traumhaft. Verrückt oder? Weil ich doch noch ein paar Verwandte da hab, Göhren ist ja ein Dorf, kenn ich ja viele noch. Alle machen jetzt mit Ferienwohnungen. Ich bin mittlerweile sogar am überlegen, meinen Altersruhesitz wieder in Göhren zu verbringen. Hab ein Angebot von einer alten Tante, mit Renovierung des Hauses….. könnt ich dauerhaft wieder da wohnen und auch vermieten. Kurzum gesagt, es ist nicht mehr so wie zu DDR Zeiten, auch wenn vieles noch in den Köpfen der älteren Leute rumspukt. Ich war die letzten Jahre im letzten Winkel von Rügen und abseits der Touristen ist es noch genau wie früher, Schlechte Strassen, verfallene Häuser. Ja, es hat seinen Reiz!

    1. Gregor Rahn

      Hallo Thomas, vielen lieben Dank für deine Eindrücke! Ich kann mir nur allzu gut vorstellen, wie sehr sich Rügen verändert haben muss. Interessant, das von einem waschechten Rüganer zu hören. Viel Spaß bei der Renovierung, wenn es dazu kommen sollte 🙂

  2. Sophie

    Vielen Dank für Deine tollen Tipps! Bei einer winterlichen Reise Anfang 2020 haben wir uns an Deinen Vorschlägen orientiert und hatten eine super Zeit. Binz als Ferienort, eine Wanderung durch die Granitz, Nationalpark Jasmund und ein Abstecher nach Stralsund auf dem Rückweg haben für uns einen tollen Urlaub in der Nebensaison ausgemacht. Absolut empfehlenswert – und schöne Erinnerungen an Urlaubsreisen in einer Welt vor Corona. 🙂

    1. Gregor Rahn

      Hallo Sophie und danke für deinen Kommentar! Ihr scheint ja echt eine tolle Zeit gehabt zu haben 🙂 Die Welt „nach“ Corona“ wird hoffentlich bald Realität. Liebe Grüße

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